(aus: Hannoversche Allgemeine Zeitung von Kristina Tieke, HAZ vom 16.04.2009)
Wenn der Rio Negro zur Regenzeit über die Ufer tritt und die Strände der brasilianischen
Metropole Manaus überflutet, dann schlägt die Stunde des Fotografen Roumen Koynov. Endloses
Wasser lichtet er ab, aus deren spiegelglatter Fläche einzelne Bäume ragen oder vergessene
Möbelstücke von der Terrasse der Vergnügungslokale. Holzboote treiben schattenhaft fast
unter der Wasseroberfläche, randvoll mit Niederschlag. Es sind stille Bilder, in denen das Wasser
jedes Geräusch zu schlucken scheint und menschliche Betriebsamkeit sang- und klanglos untergeht.
Die Arbeiten erzählen vom Innehalten, als habe Koynov selbst nach bewegter Vergangenheit zur Ruhe
gefunden.
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Wenn der Rio Negro zur Regenzeit über die Ufer tritt und die
Strände der brasilianischen Metropole Manaus überflutet, dann schlägt die Stunde des
Fotografen Roumen Koynov. Endloses Wasser lichtet er ab, aus deren spiegelglatter Fläche einzelne
Bäume ragen oder vergessene Möbelstücke von der Terrasse der Vergnügungslokale.
Holzboote treiben schattenhaft fast unter der Wasseroberfläche, randvoll mit Niederschlag. Es sind
stille Bilder, in denen das Wasser jedes Geräusch zu schlucken scheint und menschliche Betriebsamkeit
sang- und klanglos untergeht. Die Arbeiten erzählen vom Innehalten, als habe Koynov selbst nach
bewegter Vergangenheit zur Ruhe gefunden. In seinem Heimatland Bulgarien war es ihm nach dem Zusammenbruch
des Kommunismus unmöglich, den Lebensunterhalt als Künstler zu verdienen. Er wanderte im Jahr
2000 nach Brasilien aus. Seitdem findet der 44-jährige seine Motive in der Wasserwelt Amazoniens und
bei dessen Einwohnern. Jetzt zeigt die hannoversche Galerie Holbein4 Roumen Koynovs aktuelle
Schwarz-Weiß-Serien – neben den Landschaftsaufnahmen auch Kinderbilder und Porträts. Fischer,
Packer und Kohlearbeiter richten ihren Blick in die Kamera; in ihre Gesichter scheinen Landschaft und
Milieu sich eingeschrieben zu haben. Nur wenige Accessoires deuten die Lebensumstände
an. Narrativer sind die Kinderbilder, in denen das Umfeld eine Rolle spielt: der geschmückte
Platz eines Kinderfestes, die Straßenszene eines Fußballspiels, magere Kühe, denen zwei
Brüder stricke um den Hals legen sollen. In der Tradition der Magnum-Fotografie eines Werner Bischof
oder David Seymour lässt sich Koynovs Arbeit verstehen. Zeitlos in ihrer
Eindringlichkeit.
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