Was bedeutet die Madonna für uns heute? Bleibt es bei den lieblichen Bildchen der Heiligen Familie
im Stall von Bethlehem, die jetzt mit der Weihnachtspost ins Haus flattern? Oder geht von ihr etwas
anderes aus? Bewusst gibt die Galerie Holbein4 unterschiedliche Antworten: In der Ausstellung
"Madonnen heute" setzen sich elf Künstler mit Aspekten der Gottesmutter - und mit dem
Urbild der Frau - auseinander.
Auch traditionelle Darstellungen werden hier neu gesehen, wie in Robert Webers sensibel gemalter
Gemäldeserie "Von Tränen und von Heiligen", die eine nach innen schauende
Seelenwundheit betont. Und ein mystisch-filigraner Glanz geht von Marc Ewigs Animation eines gotischen
Madonnenbilds aus, die mit den technisch-kühlen Mitteln der Computertomographie gemacht wurde.
Einen anderen Blick auf die altehrwürdigen "schwarzen Madonnen" geben die Maler Wolfgang
Tiemann und Daniel Maria Thurau mit den großmütigen Gesichtern afrikanischer Frauen.
Aktuelle, sehr unterschiedliche Frauenbilder dienen in Hans Scheibs geschnitzter rothaariger
Großstadtfrau mit schreiendem Kind auf dem Arm oder Jochen Giesels sinnlich-eleganten Fotografien
auch als Metapher für ein neues Madonnenbild. Franziska Stünkels beeindruckende Aufnahme einer
einsamen nächtlichen Straße à la Edward Hopper mit einer Schaufensterfigur im
Brautkleid fängt die Stimmung einer "stillen Nacht" ganz anderer Art ein.
Und schließlich machen Peter Gauditz` kraftvolle "Silvergirl"-Aktfotografie sowie Paula
McLovlas monochrome Serigrafie einer modernen, Männer fressenden Magdalena deutlich, dass von den
Madonnen von heute Anmut und Demut nicht zwingend zu erwarten sind.
"Madonnen heute", bis 30. Januar 2007, Galerie Holbein4, Holbeinstraße 4 in Hannover,
dienstags bis freitags 16 bis 19 Uhr.